Mittwoch, 31. März 2010

Herzklopfen ...

... gehört wohl dazu, aber in dem Ausmass?



Ich hoffe, dass keiner der Ärzte dort dieses Teil der Pflichtausrüstung (Ausdruck der Ruhe-EKG-Kurve) je benötigt.
Donnerstag: Abflug Frankfurt um die Mittagszeit, Zwischenziel Casablanca. Wartezeit, dann Inlandflug nach Ouarzazate. Hotelübernachtung.
Karfreitag: Schütteltransport ins Biwak, genaueres Ziel bis heute noch unbekannt.
Ostersamstag: Studium des "Road Book" (endlich sieht man die Strecken und Etappen), letzte Vorbereitungen, Kontrolle der Ausrüstung durch den Veranstalter, und dann:
Ostersonntag: Startschuss zur Eiersuche in den Dünen resp. zur ersten Etappe.

Wish me luck! As Mark Jenkins would say: "This seems to be the conundrum of my life - I do not want to leave, but I am yearning, madly, to go."

Sonntag, 28. März 2010

Da kommt etwas zusammen ...

Keine Naturbilder vorerst. Später wieder. Nun stehe ich vor der ausgebreiteten Menge an Dingen, die mitkommen wollen/sollen. Alles für eine Woche auf dem Rücken mit dabei, also lautet die Devise: klein, leicht, weglassen. Aber das ist leichter gesagt als getan:



Doch nach einigen Handgriffen, bei denen mir schon im Wohnzimmer der Schweiss ausbricht (wie wird das erst bei Wüstentemperaturen?), hat alles Platz:



Dies alles trage ich also mit mir. Nun, ich bin froh, den Rucksack mit Gewicht schon etliche Male im Training getragen zu haben; sehr viel anders fühlt er sich jetzt nicht an. Es kommen noch Wasser und einige Pflichtgegenstände des Ausrüsters hinzu, aber dann reicht es. Und schliesslich kommt ja nicht mehr dazu, sondern täglich wirds etwas weniger sein. Ich vermute aber: je leerer der Rucksack, desto schwerer die Beine - also ein Nullsummenspiel. Na, "lass dich nicht verrückt machen!" lautet der Ratschlag eines Kollegen, und das versuche ich in diesen letzten Tagen vor dem Aufbruch.

Ausrüstungsliste und Menüwochenplan sind definitiv - siehe rechts unter "Weitere Informationen". Und es freut mich sehr, dass so zahlreich Spendenzusagen eingetroffen sind. Weiter so - vielen Dank!

Dienstag, 23. März 2010

Hoch hinaus

So kommt es mir vor, mein Ziel. Zu hoch?

(Unbekanntes Spinnenwesen im Kraftreaktor)

Aufregung, Vorfreude, Zweifel, alles mischt sich ein wenig. Ich gebe zu: aufs Mentaltraining habe ich in den letzten Monaten wenig Gewicht gelegt. Aber ich bin ja auch kein Profisportler, der für alles Zeit hat, sondern betreibe immer noch ein Hobby, welches zwischen Büro, Familie und sonstiges Privatleben hineingequetscht werden will. Das Schöne am aktuellen Formstand ist das Gefühl, gut trainiert zu sein. Zeit fürs Tapering zu haben. (Zitat aus runnersworld: "Selbst im Gehirn laufen dabei Prozesse ab, die einen Zuwachs an Muskelmasse begünstigen." - Na denn, wächst nun auch mein Gehirn? Nötig wärs vielleicht; "Laufen macht plöd" las ich einmal auf einem Lauf-Shirt ...)
Der Mix tut gut, und die Zeitschrift vor mir kündet an (Klammerbemerkungen sind von mir):

"Der Frühling kommt! Darauf können Sie sich freuen: Kanutouren (wär mal was) - Klettersteig (gerne!) - Trekkingtouren (steht unmittelbar bevor) - Slackline (jederzeit!) - Radwandern (mit Familie spätestens 2011)"

Jetzt aber erst mal raus, für ein Läufchen. Gestern Schwimmen, heute Laufen, morgen Rad, übermorgen die Wände hoch, frei nach Nietzsche: Das Sitzfleisch, nicht das Fleisch schlechthin, ist die wahre Sünde wider den heiligen Geist. Nicht auf das ewige Leben, sondern auf die ewige Lebendigkeit kommt es an. Keinem Gedanken darf man auch nur versuchsweise trauen, der nicht im Freien geboren ist, von «freien Geistern» bei freier Bewegung.

Samstag, 20. März 2010

Frühling auf Vorschuss

(Auszug aus einem Gedicht von Erich Kästner):

Im Grünen ist's noch gar nicht grün
Das Gras steht ungekämmt im Wald
als sei es tausend Jahre alt.
Hier also, denkt man, sollen bald
die Glockenblumen blühn?

Die Blätter sind im Dienst ergraut
und rascheln dort und rascheln hier
als raschle Butterbrotpapier.
Der Wind spielt überm Wald Klavier,
mal leise und mal laut.

... Treffend ausgedrückt, wie so oft bei ihm. Na denn los, mal sehen ob der Frühling wirklich nur auf Vorschuss angekommen ist. Aha, trotz milder Luft am Vormittag: hier hält sich noch ein wenig Schnee; kleine, verlegene Reste, wo die Sonne noch nicht den ganzen Tag hinscheint. Aber deine Stunden sind gezählt ...



... und auch wenn die Linner Linde ihre mächtigen Äste noch kahl in den Himmel reckt: der Schweiss rinnt mir beim Lauf nach hier oben schon in die Augen, und das nasse T-Shirt will an diesem schönen Ort gewechselt werden.



Auf dem Linnerberg verlaufe ich mich ob dem gleissenden Licht, der unerwarteten Farbtupfern im Wald und der herrlichen Wärme. Und da tanzt mir sogar der erste Schmetterling heuer um die Füsse: ein kleiner Fuchs. Der ist sich wohl ziemlich sicher, dass der Frühling kommt, so wie er seine Flügel genüsslich sonnt ...


Später, auf der Staffelegg, ist alles, was Räder hat, unterwegs: Rennräder, Mountainbikes, Motorräder, Cabrios; da würde ich jetzt auch gerne Platz nehmen. Die Sonne macht mir zu schaffen, an eine Kopfbedeckung habe ich nicht gedacht, und irgendetwas fehlt mir ... die süssen Energiespender hängen mir zum Hals raus. Etwas Salziges fehlt - genau. In der Wüste werden Salztabletten abgegeben. Und heute, wo ich schon viel Wasser verloren habe, ist es bestimmt das, was mir fehlt. Ziemlich groggy stolpere ich nach Küttigen hinunter und bin schon nahe daran, eine Dame im Garten nach einem Bouillonwürfel zu fragen, da erblicke ich die Migros. Vor dem Regal bin ich ratlos: ich kann doch nicht ein Kilo Salz kaufen und mit mir rumschleppen? Da: eine Meersalzmühle. Die probiere ich. Das schmeckt! Und es hilft: in den folgenden Laufstunden - es kommen noch einige - werfe ich immer wieder ein paar Körner ein. Meine Stimmung bessert sich merklich, schon in Biberstein habe ich wieder Augen für die Schönheit der Natur: die Krokusse, die in Gärten oder wild aus dem Boden spriessen, oder diesen Baum, der den Termin für den Laubabwurf im vergangenen Herbst verpasst hat ...



Nun werden die Beine ziemlich schwer, doch es hilft der leichte Südwestwind, der mich der Aare entlang in Richtung Zuhause schiebt. Das Aareknie unterhalb der Wildegg ist ein schönes Zwischenziel; von hier an kenne ich die Pfade und die Abschnitte wie meine Hosentasche.



Ein paar Rastpausen noch, dann knurrt langsam der Magen. Aus dem Waldboden schaut frischer Bärlauch; ich zerreibe ihn zwischen den Fingern und stelle mir beim würzigen Duft einen Teller dampfender Teigwaren mit frischem Bärlauchpesto und geriebenem Parmesan vor:


Der Magen knurrt lauter und lässt sich kaum noch mit Dörrfrüchten beruhigen. Es wird später Nachmittag, das Licht wird reiner und lässt die alten Bäume unterhalb Schinznach-Bad knorrig ins Stahlblau ragen.



Noch ein paar Viertelstunden abwechselnd rennen / traben / marschieren, dann bin ich in Brugg und habe mein Soll erfüllt. Eine gute Fee meines Büros chauffiert mich die letzten Kilometer nach Villigen - geschafft. Ein Tag voller Sinneseindrücke geht zu Ende, und jetzt ist Kräftetanken angesagt. Aber der Frühling ist da, das war heute nicht zu übersehen, und darum schliesse ich mit Kästner:

Die Gärten sind nur noch zum Scheine kahl.
Die Sonne heizt und nimmt am Winter Rache.
Es ist zwar jedes Jahr dieselbe Sache,
doch es ist immer wie zum erstenmal.

Sonntag, 14. März 2010

Letztes Mal - ? - Schneeschuhlaufen

Wirklich das letzte Mal? Nicht zu früh freuen. Vor wenigen Tagen gestand mir ein Bekannter, er geniesse das jetzt noch richtig, diesen Winter ... bald sei er ja vorbei. Das ist die richtige Einstellung. Akzeptieren, was nicht zu ändern ist - da gibt es doch einen Spruch dazu: "Gib mir die Kraft, Dinge zu ändern, die ich ändern kann. Gib mir die Gelassenheit, Dinge zu akzeptieren, die ich nicht ändern kann. Und gib mir die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden."
Ich versuche also zu akzeptieren, dass meine Schritte auf dem mehlig-matschigen Schnee unbeholfen sein müssen (ich gebe zu, ich trage die Sommerlaufschuhe ...), und dass ich es akzeptieren muss, meine Laufpause inmitten von blendendem Weiss abzuhalten. Doch die Sonne hat Kraft und spendet Lebensfreude. Und bei den Beobachtungen während meines Wochenausklang-Laufes stelle ich fest: der Wald hat Gesichter! Hier nur einige davon:









... aber vielleicht sind das auch nur Vorboten einer Erkältung und einer "Scheibe im Kopf", die sich dann prompt am Wochenende einstellt. Verflixt nochmal - gerade jetzt, wo es an die letzten harten Trainingseinheiten geht. Da heisst es: ruhig bleiben, viel Tee trinken, und daher gibts auch keine schönen Bilder vom Sonntagslauf. Die hätte es ohnehin nur aus den Bergen gegeben, dort war sonnig und blau (siehe Engadiner Langlaufmarathon, hach ...), unten indessen grau und kalt. Also Geduld, bis zum nächsten Lauf bzw. Eintrag!

Mittwoch, 10. März 2010

Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung

Morgendämmerung und ein Himmel wie kalter Haferbrei - der Tag beginnt wie in Eric Malpass' Roman. Und um sieben ist gar nichts in Ordnung: Eiseskälte, Termine, Hektik. Mal sehen ob gegen Ende des Tages etwas Luft bleibt - ja, das ist der Fall. Ach je, ich hatte schon fast die Frühlingslaufkleider bereit. Stattdessen Mütze und Handschuhe. Die Wege sind gefährlich rutschig, einmal mehr bin ich froh um die Icebug-Schuhe mit je zwölf Spikes, damit gibts keinen Eiertanz, sondern gefahrloses Laufen entlang der Aare. Schöne Bilder liegen heute kaum drin, aber das gibt es manchmal einfach, so wie auch der Kopf nicht immer frei ist für die notwendige Denkarbeit, so wie die Füsse manchmal einfach nicht laufen oder die Hände einfach nicht klettern wollen. Heute fehlt es am Licht, der Haferbrei-Himmel lässt zuwenig durch. Aber wenn man genau hinschaut und noch nicht genug Winter hat, so zaubert die Kälte noch immer schöne Muster und Formen in die Natur; an einem Ast im Wasser, am Brunnen, überall. Man muss nur inne halten und schauen ...


Samstag, 6. März 2010

Zu früh gefreut ...

... beim Wochenausklang auf einer meiner Lieblingsstrecken; in Brugg hinunter zur Aare, dann mit unbestimmtem Ziel dem Fluss entlang in Richtung Aarau, durch die Auenlandschaft, die jetzt noch kahl und leer wirkt, aber schon in wenigen Monaten voller Leben sein wird. Irgendwann umkehren, bei Schinznach-Bad hoch in Richtung Habsburg, das eindrückliche Bauwerk umrunden und über Hausen - Windisch - zurück nach Brugg. Kahle Zweige ragen in den blauen Himmel ...


... die auffrischende  Bise macht die Luft trocken, den Blick klar und die Gedanken frisch. Sie lässt das Wasser kräuseln und Wolken darin zergehen, und trotz der Kälte drängt alles nach oben, ans Licht, an die Sonne:



Da fühlt man sich doch gleich wie ein Schlosskönig - nicht?


Doch nur einen Tag später schippen wir Schnee für ein Iglu, puh ... jetzt reichts dann. Na, die Blumen lassen sich dadurch nicht beirren.



Aber Training findet heute indoor statt, im Wechsel zwischen Crosstrainer und Rennrad-auf-der-Rolle. Keine Lust auf Spikesschuhe. Dafür schau ich mir auf der treadmill wieder mal "Michael Clayton" an, ein perfekter Thriller, der meine Berufsgattung mal anders zeigt. Wie ehrlich gegenüber dem Kunden, der Zauberei erwartet: "There's no play here. There's no angle. There's no champagne room. I'm not a miracle worker, I'm a janitor. The math on this is simple. The smaller the mess the easier it is for me to clean up." Ah, and the end credits, how i like this one: take a cab, wave a bill to the driver, saying: "Give me fifty dollars worth. Just drive." When I come back from the desert I am going to have a ride like that. Anyone joining me?

Dienstag, 2. März 2010

Es grünt so grün, wenn ...

... Spaniens Blüten blühn. (Die holprige Übersetzung aus My Fair Lady's "The rain in Spain stays mainly in the plain".) Tatsächlich kann man heute auch bei uns überall leise Grüntöne ausmachen. Entlang der Aare, wo ich vor kurzem noch die Spikesschuhe auf glitschigen Wegen brauchte, schimmert das Moos auf den Baumstrünken hellgrüner als sonst, das Weiss der Birkenrinde blendet fast, die Wolken reissen auf und der Blick verliert sich in einem kitschigen Hellblau. Ein wunderbares Licht beleuchtet die Habsburg. Der Wald trägt noch die Farbe der Winterkälte: mattes Braun, trübes Grau, das tote Laub saft- und farblos. Aber streift man es zur Seite, sieht man darunter im schwarzen Boden frische Sprossen, die nach Licht und Luft streben. Sogar erste Löwenzahnblätter drücken hervor - ich freue mich schon auf die Bilder sattgrüner Wiesen, von Millionen gelber Punkte übersät. Müde, aber zufrieden, schliesse ich die Runde ab, durchs Wasserschloss, entlang des plätschernden Flusses, der im Licht der untergehenden Sonne glitzert. Draussen unterwegs - was gibt es Schöneres?