Sonntag, 29. Mai 2011

Wonnemonat

Es gibt Tage, da gibt es nichts zu sagen. Zwischen Hottwil und dem Bürersteig entdecke ich bei einer kleinen Radtour ein Feld voller Mohn- und Kornblumen, und ich fühle, was Monet zum Bild "Les coquelicots" bewegt hat. Etwas später stehe ich mit dem Fotoapparat dort; die Radfahrer, die jetzt an mir vorbei hochfahren, lächeln und verstehen warum:


Einen Tag später führt mich der Weg an Klopfis Rosenhecke vorbei. Duft und Farben verhindern jeden klaren Gedanken. Auch hier: eintauchen in dieses Geschenk der Natur - ohne Worte:


Was für ein Mai ...

Mittwoch, 11. Mai 2011

Andermatt - Furka - Genfersee

Kurzentschlossen das Velo gepackt und mit der Bahn nach Andermatt. Ziel Genfersee. Milde Temperaturen selbst hier oben; in der Eile vergesse ich die Sonnencreme für meine Beine und werde das später zu spüren bekommen.




Auf geht’s, das Wallis lockt. Mit schönem Rückenwind - einem Geschenk - rollt es in Richtung Furkasteigung. Während unten schon aller Löwenzahn verblüht ist, sind die Wiesen hier noch mit gelben Tupfern übersät. Blauer Himmel, wenig Autoverkehr, ein paar Motorradfahrer nur ... in Kürze bin ich auf der Passhöhe und geselle mich zu zwei weiteren Radfahrern, die ihr Gesicht in die warme Sonne halten.




Danach stürze ich mich freudig in die Tiefe. Beim Belvedere das übliche Bild: abgeschliffene Felsen, aber der Rhonegletscher, der hier gewirkt hat, ist nirgends mehr zu sehen. Ein dünnes Bächlein plätschert ins Tal hinunter. Traurig sieht das aus:


Ich hatte Gegenwind erwartet; er bläst jedoch von allen Seiten. Manchmal schiebt er mich ungestüm ins Tal und ich gebe mich dem Rausch hin, dann wieder greift er von der Seite ins Rad und ich zucke zusammen beim Eindruck, parallel zur Strassenmitte oder in den Abgrund verschoben zu werden. Doch bald schon bin ich im Goms, es ist noch wärmer als zuvor; raus aus der Windjacke, Kopf runter und - immer noch mit Rückenwind - gegen Westen pedalen. Jetzt läufts richtig rund.

Am Abend Übernachtung in Sierre. Knallrote Beinrückseiten; nur die frische Hotelbettwäsche kühlt etwas. Kleines, feines Logis mitten in der Stadt. Müde Beine, tausend Eindrücke im Kopf, Pizza und zwei Bier - wundervoll. Schlafe wie ein Murmeltier.


Am Morgen stahlblauer Himmel, kein Lüftchen. Dabei ist Schlechtwetter angesagt ... ich liebe das Wallis. In Sierre fängt der Süden an, lese ich irgendwo, und so kommt es mir vor als ich durch die sonnenbeschienene Talweite radle. Fast immer auf dem Rhonedammweg geht es gut voran.





Vor Martigny bereits bin ich hungrig; in der Stadt dann überfalle ich eine Konditorei und anschliessend die Distillerie Morand. Fühle mich wie ein König. Nur noch mehr Zeit hätte ich gern: statt dem Rhoneknie zu folgen geradeaus, Gr. St. Bernhard, Aosta-Tal, einfach der Lust und Nase nach, ohne Verpflichtung und Agenda ...


Ausgeruht geht’s weiter. Nun hat jedoch jemand die Windmaschine angestellt: die volle Ladung bläst mir rhoneaufwärts ins Gesicht; ich sehe meinen Zeitvorteil schrumpfen. Die Landschaft verliert etwas an Reiz und mit ziemlich viel Kraft arbeite ich mich durch, bis die Rhone breit und träge in den Genfersee mündet. Um rechtzeitig daheim zu sein verlade ich in Villeneuve und setze mich in den Zug. Zwei wundervolle Tage; ein kurzes, rasantes Erlebnis - und schon habe ich bei der Ankunft in Brugg das Gefühl, alles sei ein wenig fremd. Als ob ich lange und weit weg gewesen wäre. Ich geniesse es und lasse das Erlebte nachklingen.