Freitag, 18. Mai 2012

Rigimarsch 2012



Die Rigi von der Seebodenalp aus...

Aber erst mal fängt das Ganze in Bremgarten an. Eine lange Schlange von Nachmeldungen; das OK meistert dies aber gut und bald sind alle auf der Strecke. Kühl ist es, der Himmel wird dunkelblau, erste Sterne ziehen auf. Die Schritte sind noch leicht, entlang der Reuss und durch eine stille Landschaft. Wenig später, als die Nacht hereingebrochen ist, fängt es an zu regnen und wir stehen beim ersten Verpflegungsposten im Nassen. Macht nichts - bald ist es vorbei. Weiter zum nächsten Posten. Vor uns diskutiert eine Gruppe über Lammgigot an Rosmarinsauce, und es kommt etwas Hunger auf. Der wird in den nächsten Stunden mit Tee, Bouillon, Schokolade, Brot und etwas Trockenfrüchten gebändigt. Die Kilometer ziehen sich dahin ... der Plattenweg entlang der Reuss ist nass und matschig, im fahlen Licht der Stirnlampen setzt man die Füsse nicht immer an die richtige Stelle.

Die Stunden vergehen, der Sternenhimmel funkelt, zweimal verglüht Sternenstaub am Horizont ... bald ist die Rigi erkennbar und der Weg führt über Rotkreuz nach Immensee, durch einen stockdunklen Waldabschnitt (Fabian nennt ihn "Märliwald"), sanft auf und ab über Wiesen. Die Müdigkeit verfliegt, als der Himmel im Osten heller wird. Bei Tagesanbruch Aufstieg zur Seebodenalp; die Sonne taucht die schneebedeckten Berggipfel in warmes Licht. Letzte Verpflegung, starker Kaffee, wunderbar ... dann Aufstieg im Schnee, Frühlingslicht und Winterzauber gleichzeitig ... und schon stehen wir oben, Rigi Staffel, die allerletzten Höhenmeter noch zum Aussichtspunkt Kulm, und dann Frühstück, Heimfahrt, Nachschlafen. Sehr zu empfehlen, das Ganze!

Donnerstag, 1. März 2012

Sonntag, 30. Oktober 2011

Luzern 1/2Marathon

Saisonabschluss kann man das eigentlich nicht nennen … Davos war mein letzter Lauf mit Nummer auf dem Bauch, und dazwischen hüpfte ich durch verschiedene Sportarten. Auf 21km bin ich daher nicht vorbereitet, fühle mich aber fit und motiviert und würde gern mal in Luzern laufen. Also fahre ich am Samstag hin, nachdem ich Freitagnacht mit Schrecken feststellte dass die maximale Teilnehmerzahl überschritten war und demzufolge keine Nachmeldungen mehr möglich seien, eine freundliche Dame mir aber am Samstagmorgen doch noch eine Nummer reservierte. Prima Organisation, denke ich mir. Das kann nur gut gehen.

Tatsächlich klappt alles wie am Schnürchen. Ich heisse Eva.


Vor dem Hotel Schweizerhof treffe ich Erwin Lionheart Bittel; immer wieder lese ich seine website und verfolge seine Lauferlebnisse, und nun stehen wir uns mal gegenüber. Das freut mich. Wir tauschen uns etwas aus, dann sammelt er seine Laufkolleginnen und -freunde und ich geniesse noch etwas Luzern - bei mildem Wetter und einer Temperatur, die zahlreiche Leute nach draussen lockt.



Am Samstag läuft dann alles rund. Zehntausend Läuferinnen und Läufer sind, so heisst es, unterwegs, reihen sich in die Startblöcke, und kurz nach 9 traben wir los. Es ist herrlich; die Sonne scheint, und fast der ganzen Strecke entlang stehen Zuschauer, spielt die Musik (Steeldrum, Alphörner, Fasnachtsgugge, Marschmusik … alles!) - ich laufe in meinem Feld mit, und weil das so dicht und die Strassen mehrheitlich eng sind, komme ich gar nicht schneller voran. Das macht nichts; irgendwann realisiere ich dass es somit bei einer gemütlichen Zeit um die 2 Stunden bleiben wird. Aber nichts tut weh, keine Müdigkeit kommt auf, die Stimmung trägt mich und alle anderen auch, es ist einfach rundum schön.









Bei km 16 entscheide ich mich doch noch, den 2 Std-Pacemaker zu überholen:


Die Strassen werden jetzt wieder etwas breiter, es gibt Raum zum Überholen, und ich fühle mich derart frisch und fit dass ich mich kurz sogar ärgere, nicht doch für den ganzen trainiert zu haben. Egal, der Ärger verraucht rasch. Der Frust auch, weil ich Erwin nicht mehr gesehen habe - beim Start nicht und auch später fand ich den Mann mit Hut nirgendwo - kein Wunder, bei der Menge Läufer … zufrieden und einige Minuten unter 2 Stunden komme ich an. Die Sonne scheint mir ins Gesicht, die Stimmung ist einfach wunderbar. T-Shirt holen, Stretching, Ausklingen lassen … das wars. Hierher komme ich gerne wieder - das hat das OK des LucerneMarathon hervorragend hingekriegt. Ein richtig toller Breitensportanlass, der hoffentlich noch lange lebt.



Auf ein Neues. Eva gefällt mir.

Sonntag, 25. September 2011

12-/24-Lauf Brugg, Staffel

Ein kleines, aber beeindruckendes Völkchen hat sich im Brugger Schachen eingefunden. Ich bin mit der Lehrer-/Eltern-/Schülerstaffel mit von der Partie und absolviere nur kleine Einheiten dieses Laufes, der andere an ihre Grenzen und weit darüber hinaus bringt. Beginn Samstag 24. September, 12 Uhr, Ende Sonntag 25. September, 12 Uhr. Vierundzwanzig Stunden die bekannte 1 km-Runde ... oder für nicht minder Begeisterte die 12-Std-Variante mit Beginn um Mitternacht.

Ich laufe um halb zehn nachts für eine Stunde los. Nebenschwaden ziehen auf und machen das Licht der grossen Kugellampen weich. Die Gedanken lösen sich auf und fliessen mit den weissen Schwaden umher ...



Für Ruhe, aber auch gute Stimmung und Verpflegung, ist gesorgt!



Nach meiner Runde gehe ich Juliette holen; sie ist aufgeregt und hat etwas zu viel gegessen und getrunken. Start um 23:30. Sie freut sich und strengt sich an, obschon wir kaum trainiert haben. Die anderen Läufer motivieren sie, die Stimmung ist gelöst und locker. Die Nacht umhüllt uns - ein wunderbares Erlebnis.





Danach sind wir wach, aufgekratzt, und bleiben noch eine Weile lang im Schachen, bevor wir zurückfahren und uns aufs Ohr legen. Am Sonntag gibt es nochmals einen Einsatz zu leisten. Als wir kurz vor Laufende eintreffen, hat die Sonne den Nebel weggedrückt. Alle drehen ihre Runden, einige schleppend langsam, andere frisch und munter. Die Dame mit Nr. 24 hier, neben Juliette, ist schon knapp 24 Stunden unterwegs ... und rechts wirkt ein Läufer, der im Sommer den k78 in Davos unter die Füsse nahm, auch noch recht frisch. Die Russin, welche im 24h-Lauf weit vorne liegt, hat inzwischen aufgehört zu singen, trabt aber immer noch wie eine Nähmaschine ihre Runden.



Langsam werden die Essensstände abgebaut, und am einen oder anderen Ort der Betreuer hat sich längst Müdigkeit bemerkbar gemacht:




... doch Christoph, eisern wie eh und je, dreht fleissig seine Runden, seit 12 Stunden ... bewundernswert. Und am Vortag hat er einen Berglauf bestritten, kam sozusagen aufgewärmt an den Zwölfstundenstart. Ohne Worte, aber mit Chapeau!


Um zwölf Uhr Schluss-Schuss. Fertig. Juliette ist glücklich und will im nächsten Jahr noch mehr laufen. Perfekt - wir haben 365 Tage Trainingszeit, das reicht vollauf.


Ein Dank den Organisatoren und Pro Infirmis, aber auch Tina Gentner von der Bezirksschule Brugg, welche diesen einmaligen Laufevent und die Möglichkeit eines Staffel-Laufes geschaffen haben. Gerne im 2012 wieder!

Samstag, 20. August 2011

Creux du Van

Kurzausflug zum Creux du Van (NE). Ein schwülheisser Tag; die Autofahrt nach Neuenburg verläuft harzig, immer wieder Stau und stockender Verkehr. Doch dann geht’s rasch und locker hoch ins Val-de-Travers, und schon komme ich in Noiraigue an.
Zügiges Wandern habe ich mir vorgenommen; der Rundweg soll in 4-5 Stunden zu bewältigen sein. "Speedwandern" habe ich schon mal irgendwo gelesen. Der Rucksack enthält das Nötigste: etwas Proviant, Kleinkamera, Kletterzeugs und Halbseil - los geht es. Der Weg durch den Wald, an der Ferme Robert vorbei, ist wunderschön; die Hitze aber drückt auch unter dem Blätterdach. Rasch bin ich patschnass. Zum Glück gibt’s eine Quelle, die eiskalt ist:





Ich halte die Arme in den Brunnen und wirklich: das Wasser ist so kalt, dass man eine dünne Eisschicht darauf vermutet. Erfrischt laufe ich weiter auf dem steilen, ruppigen Weg; schon bald sieht man den beeindruckenden Fels zwischen den Bäumen. Dann wird der Pfad plötzlich flach und öffnet sich zur Ebene hin. Atemlos staune ich in die Arena:





Hier oben werden die Gedanken ruhig und frei. Noch am Morgen las ich in der Zeitung von einem Tötungsdelikt an zwei Bekannten; ich habe in letzter Zeit etwas viel Todesnachrichten gelesen und Trauerkarten verschickt. Ist es schon so weit wie das Zitat aus einem Film lautet: «We seem to have reached the age where life stops giving us things and starts taking them away.»? - Der Weg in die Höhe hilft mir, solche Dinge wieder mit dem richtigen Abstand zu sehen.




Es weht ein leichter, warmer Wind; ich lasse meine Seele kreisen und laufe dann der Kante entlang. Immer wieder ein Blick zurück oder nach unten. Viele Touristen sind unterwegs, ein Jodelchor singt und das passt hier wunderbar. Bald bin ich auf der gegenüberliegenden Seite - ein letzter Blick ins Tal, dann geht’s hinunter. Später im Wald werde ich mit Himbeeren belohnt, und in Les Oeuillons kehre ich ein. Wenig später bin ich beim Parkplatz, blinzle in die Abendsonne und bedaure, dass ich keine Kleider zum Wechseln mitgenommen habe. So lasse ich T-Shirt und Socken an der Sonne trocknen und bin schon bald wieder auf dem Nachhauseweg, um ein schönes Erlebnis reicher.

Samstag, 30. Juli 2011

Swissalpine Davos

Lange ist es her ... und nach einem verpatzten Start in Biel mit Abbruch bei km 56 finde ich, ein Lauf mit Sehenswürdigkeiten wäre schon mal wieder schön. Davos bietet sich an. Statt bei Nacht und Nebel und Regen Kilometer zu "fressen", wie dieser - für mich bewundernswerte - Barfussläufer es sich in Biel angetan hat...



... nun also ein Lauf bei klarer Sicht und inmitten der atemberaubenden Bergwelt. Ich entscheide mich für den K42; dafür sollte die Trainingsform noch reichen, auch wenn ich nicht viel dafür tat und der Verdauungstrakt sich über die hohe Magnesiumdosis der vergangenen Tage beklagt. Die vielen Läuferinnen und Läufer am Bahnhof in Davos Platz lassen tolle Stimmung aufkommen, die Bahnfahrt nach Begrün ist kurzweilig und lustig, dann eine rasche Nachmeldung, Nummer anheften, ein Schluck Wasser und ein Riegel - und einreihen in den Startblock, der es heute ruhig angehen wird.




Nach Begrün zieht sich die Steigung sanft durchs Val Tuors in Richtung Chants dahin. Der Bach plätschert, Bergblumen blühen, gute Stimmung unter den soeben gestarteten K42ern. Christoph ist auch wieder hier, mit einer roten Nummer, d.h. er läuft den 78er und hat also schon einige km mehr in den Beinen. Er ist guten Mutes. Umwerfend - ich bewundere ihn. So möchte ich auch alt werden ... ich geb mir Mühe. Na ja, zumindest heute werde ich - vorübergehend - alt.







Bis Chants muss ich meinen linken Schuhbändel immer wieder nachziehen. Warum lockert er sich nur? Letzte Verpflegung vor dem Aufstieg zur Keschhütte, und dabei ein genauer Blick auf die Schuhe - ich erstarre: Linker Bändel gerissen. Der Chip hängt knapp am Kabelbinder, die dumme Salomon-Schnur löst und verselbständigt sich. Mist. Fluchen hilft nichts, also hochsteigen und abwarten, ob mir jemand hilft. Bergauf geht das ja einigermassen, und vorerst geht es nur bergauf.




Ein schöner Trail. Es beginnt zu nieseln, ab und zu zeigt sich aber auch die Sonne. Bald ist die Keschhütte in Sicht. Ein Läufer des K78 hat Mühe, bleibt sitzen, fühlt sich eiskalt an - Kreislauf? Einige von uns motivieren ihn, päppeln ihn mit etwas Traubenzucker auf, er geht weiter. Die Solidarität unter den Teilnehmer ist spürbar. Und die Internationalität im Feld ebenfalls: Dänen, Engländer, Spanier laufen mit mir hoch, dem ersten Gipfelpunkt entgegen.









Hier oben hilft man mir mit Schnur und Kabelbindern, aber es nützt nichts: das verflixt praktische Schnürsystem von S. lässt keine Alternative zu. Die Zeit läuft und die Bastelei erledige ich nicht gerade geduldig; ich weiss genau, was nun folgt: Abstieg über nasses, rutschiges Gestein - mit einem offenen Schuh schwierig. Ich binde ihn mit dem Rest des Bändels zusammen, so gut es eben geht, stürze Bouillon und Wasser in mich, fasse einen der adretten Plastikmäntel, die ein orangefarbener Grossverteiler gesponsert hat, und ziehe los. Die Wetterscheide ist direkt hier: vorher war's noch angenehm, doch gleich hinter der Hütte dreht der Wind auf Nord, vermischt mit Regen. Die Finger werden schlagartig kalt. Abstieg auf dem Panoramatrail ohne Panorama, später wieder Aufstieg zum Sertigpass. Mein Tempo ist verlangsamt; nicht nur der dünnen Luft wegen, sondern weil ich immer wieder fast aus dem Schuh falle, den mir der Matsch ausziehen will. Was soll's, der  point of no return ist überschritten, und irgendwie komm ich schon runter.










Sertigpass. Zwei Passhöhen erreicht - und erst die Hälfte der Strecke. Macht nichts. Essen, trinken, mit den Sanitätern schwatzen - die Betreuung ist vorzüglich und freundlich, trotz Schmuddelwetter - nun runter ins Tal, wo die Luft ein wenig gesättigter und der Weg auch etwas breiter ist. Man muss höllisch aufpassen auf diesen groben Gesteinsbrocken. Die exzentrische Belastung der Beine macht sich nun bemerkbar, doch es geht ohne Sturz und gröbere Fehltritte. Zu alldem gesellen sich noch die vertrauten Fokussier-Schwierigkeiten ... sollte ich doch endlich einmal zum Optiker? Na ja, ich darf ja auch etwas müde sein, auch wenn, wie gesagt, die zweite Hälfte erst grad begonnen hat.





Das Tal ist in Sichtweite. Endlich nicht mehr Rücksicht im Gänsehüpfschritt, sondern in schönem Tempo gegen Davos hin rollen, durch Sertig-Dörfli hindurch und weiter ...



... allerdings dauert das eine lange, lange Zeit, und wie immer ist der Abschnitt zwischen km 25 und 35 länger als man denkt ... die Landschaft ist hingegen wieder schön: Wäldchen und Feldwege, Blumen und Gräser, zirpende Grillen, und der Regen lässt nach. Das Regenmäntelchen wird deponiert und das Tenue gelockert, gegen die Matschbirne hilft Traubenzucker zuverlässig, und nachdem die ersten Häuser von Davos ins Blickfeld rücken geht alles wieder ganz leicht.



Dieses Schild lässt aufatmen und spült Adrenalin in die müden Glieder:


Erstaunlich, wieviel Kraft es immer wieder verleiht. Die letzten beiden km geniesse ich, auch wenn mein Schritt einmal federnder aussah als jetzt ...






In der Zielkurve sehe ich Walti und andere frühere Bekannte; Einlaufen im Stadion mit Musik und dem Speaker und einer mir völlig unbekannten Dame, die ausgelassen ist als ob nichts gewesen wäre - Ziel, Ende, Aus. Wundervoll. Und endlich die Schuhe entsorgen, die mich heute so unzuverlässig begleitet haben:



Fazit: ein wunderbares Lauferlebis, das durch eine beeindruckende Bergwelt führt. Ich bin dankbar, dass Kopf und Beine und viele gute Gedanken, eigene und andere, mich über die Pässe getragen haben, und werde das wohlige Gefühl nach vollbrachtem Lauf noch lange nacherleben.