Samstag, 20. August 2011

Creux du Van

Kurzausflug zum Creux du Van (NE). Ein schwülheisser Tag; die Autofahrt nach Neuenburg verläuft harzig, immer wieder Stau und stockender Verkehr. Doch dann geht’s rasch und locker hoch ins Val-de-Travers, und schon komme ich in Noiraigue an.
Zügiges Wandern habe ich mir vorgenommen; der Rundweg soll in 4-5 Stunden zu bewältigen sein. "Speedwandern" habe ich schon mal irgendwo gelesen. Der Rucksack enthält das Nötigste: etwas Proviant, Kleinkamera, Kletterzeugs und Halbseil - los geht es. Der Weg durch den Wald, an der Ferme Robert vorbei, ist wunderschön; die Hitze aber drückt auch unter dem Blätterdach. Rasch bin ich patschnass. Zum Glück gibt’s eine Quelle, die eiskalt ist:





Ich halte die Arme in den Brunnen und wirklich: das Wasser ist so kalt, dass man eine dünne Eisschicht darauf vermutet. Erfrischt laufe ich weiter auf dem steilen, ruppigen Weg; schon bald sieht man den beeindruckenden Fels zwischen den Bäumen. Dann wird der Pfad plötzlich flach und öffnet sich zur Ebene hin. Atemlos staune ich in die Arena:





Hier oben werden die Gedanken ruhig und frei. Noch am Morgen las ich in der Zeitung von einem Tötungsdelikt an zwei Bekannten; ich habe in letzter Zeit etwas viel Todesnachrichten gelesen und Trauerkarten verschickt. Ist es schon so weit wie das Zitat aus einem Film lautet: «We seem to have reached the age where life stops giving us things and starts taking them away.»? - Der Weg in die Höhe hilft mir, solche Dinge wieder mit dem richtigen Abstand zu sehen.




Es weht ein leichter, warmer Wind; ich lasse meine Seele kreisen und laufe dann der Kante entlang. Immer wieder ein Blick zurück oder nach unten. Viele Touristen sind unterwegs, ein Jodelchor singt und das passt hier wunderbar. Bald bin ich auf der gegenüberliegenden Seite - ein letzter Blick ins Tal, dann geht’s hinunter. Später im Wald werde ich mit Himbeeren belohnt, und in Les Oeuillons kehre ich ein. Wenig später bin ich beim Parkplatz, blinzle in die Abendsonne und bedaure, dass ich keine Kleider zum Wechseln mitgenommen habe. So lasse ich T-Shirt und Socken an der Sonne trocknen und bin schon bald wieder auf dem Nachhauseweg, um ein schönes Erlebnis reicher.