Dienstag, 2. Februar 2010

Tristesse

Heute fällt es mir schwer, die Laufschuhe zu schnüren. Aber ich weiss, dass diese Unlust jeden Läufer gelegentlich befällt, und dass sie auch wieder verschwindet. Los gehts, durch Villigen und runter zur Aare, wo mich ein freundliches Schild willkommen heisst:



Der Dammweg macht heute wenig Freude. Als ich das letzte Mal hier durchkam hing buntes Herbstlaub in den Bäumen, und der Himmel leuchtete azurblau. Ich bin immer wieder angehalten und hab die Farben fotografiert. Heute aber: endloses matschiges Weiss, eingerahmt von grauen Bäumen und Ästen ...


Beim Stausseewehr stärkt mich ein Schluck Tee aus der Thermosflasche. Und weiter gehts - jetzt verstehe ich auch, was mich bisher trotz Unlust so schön vorwärtstrieb: Rückenwind! Den hab ich nun gegen mich. Genau zum Wendepunkt hin vermischt er sich mit Eisregen und versucht stürmisch, mich zu bremsen. Und das auf einer wiederum endlosen, grauen Strecke. Vorwärts, abschalten, ich stöpsle mir die Ohren zu und höre Alfred Brendel am Klavier - Mozart verleiht Flügel! 


In Döttingen überhole ich zwei kleine Mädchen, die ihre Schlitten nach Hause ziehen. Eine ruft mir nach:
"Sie? Siiiieee?!"
"Ja?"
"Wissen Sie wieviel Uhr es ist?"
"Hm ..." (ich suche unter drei Funktionsschichten meine Armbanduhr) "Halb fünf!"
"Waaaas? Schon? Sie .... ist denn jetzt schon Abend?"
"Abend? Na, nein, eigentlich noch nicht. Warum? Müsst ihr am Abend zu Hause sein?"
"Ja! Am Abend ... sonst kommen die Jugos und nehmen uns mit!"
Mit einer Mischung aus Entsetzen und Unglauben  frage ich, woher sie das denn wisse. Sie blickt mich treuherzig an:
"Das sagt mein Bruder. Sie .... können wir nicht mit Ihnen nach Hause laufen? Wir wohnen grad da vorne, im Chäppeli. Wissen Sie wo das ist?"
Ich weiss, wo das ist. Meine nächste Teepause ist für dort geplant. Ich begleite die beiden Knöpfe ein Stück, muss dann aber wieder los, sonst wird es Nacht bis ich ankomme. Glücklicherweise ist es schon länger hell am Abend, die beiden Mädels werden sicher bald zuhause sein.

Geschafft. Einige Kilometer später läuft es mir wieder ganz gut - erstaunlich, wie die Motivation während eines Longjog hoch und runter geht. Und nun gibts was Feines zum Nachtessen; die Lieferung der Astronautennahrung ist angekommen und will probiert werden. Was gibt's denn heute?


Pasta Bolognese. Geniessbar! -
guten Appetit!

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