Auf geht’s, das Wallis lockt. Mit schönem Rückenwind - einem Geschenk - rollt es in Richtung Furkasteigung. Während unten schon aller Löwenzahn verblüht ist, sind die Wiesen hier noch mit gelben Tupfern übersät. Blauer Himmel, wenig Autoverkehr, ein paar Motorradfahrer nur ... in Kürze bin ich auf der Passhöhe und geselle mich zu zwei weiteren Radfahrern, die ihr Gesicht in die warme Sonne halten.
Ich hatte Gegenwind erwartet; er bläst jedoch von allen Seiten. Manchmal schiebt er mich ungestüm ins Tal und ich gebe mich dem Rausch hin, dann wieder greift er von der Seite ins Rad und ich zucke zusammen beim Eindruck, parallel zur Strassenmitte oder in den Abgrund verschoben zu werden. Doch bald schon bin ich im Goms, es ist noch wärmer als zuvor; raus aus der Windjacke, Kopf runter und - immer noch mit Rückenwind - gegen Westen pedalen. Jetzt läufts richtig rund.
Am Abend Übernachtung in Sierre. Knallrote Beinrückseiten; nur die frische Hotelbettwäsche kühlt etwas. Kleines, feines Logis mitten in der Stadt. Müde Beine, tausend Eindrücke im Kopf, Pizza und zwei Bier - wundervoll. Schlafe wie ein Murmeltier.
Ausgeruht geht’s weiter. Nun hat jedoch jemand die Windmaschine angestellt: die volle Ladung bläst mir rhoneaufwärts ins Gesicht; ich sehe meinen Zeitvorteil schrumpfen. Die Landschaft verliert etwas an Reiz und mit ziemlich viel Kraft arbeite ich mich durch, bis die Rhone breit und träge in den Genfersee mündet. Um rechtzeitig daheim zu sein verlade ich in Villeneuve und setze mich in den Zug. Zwei wundervolle Tage; ein kurzes, rasantes Erlebnis - und schon habe ich bei der Ankunft in Brugg das Gefühl, alles sei ein wenig fremd. Als ob ich lange und weit weg gewesen wäre. Ich geniesse es und lasse das Erlebte nachklingen.
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