Mittwoch, 2. Juni 2010

Gedanken zur Bewegung



Beeindruckt stehe ich schon wieder an dieser Stelle. Eine meiner Lieblingsstrecken ist es; bitte zurückblättern zum Eintrag vom 31. Januar, viertes und fünftes Bild - schön kalt, nicht? Hier, zur Erinnerung:


Und jetzt, nur vier Monate später, diese Fülle, auch wenn der Frühling noch nicht so in Fahrt gekommen ist - wunderbar. Ich möchte dauernd hier vorbeilaufen ... das "Itelentäli" in Richtung Unterbözberg lässt die Illusion aufkommen, ich sei abgeschieden und meilenweit von der Zivilisation entfernt.

Apropos Fahrt: kürzlich war ich mit dem Rad draussen, und da die Sonne schien war ich nicht alleine unterwegs. Alles, was Räder hatte, drängte an die frische Luft. Im Wald zum Rotberg hoch hörte ich nur mein Keuchen und das leise Sirren der Kette, bis ein schweres Motorrad vorbeifegte und sein ohrenbetäubendes Knattern fast meine Brillengläser aus der Fassung löste. Zwischen Mandach und Leuggern kam mir ein Zug bunter Oldtimer entgegen, wie Smarties auf einer Reihe, hübsch anzusehen und ob der Augenfreude war auch der Benzingeruch zu verkraften. Erstaunt hat mich, vieviele Radler ohne Helm unterwegs waren - Hirn auslüften oder zuhause gelassen? Die neuen Dinger sind ja so was von leicht und luftig ... ich erinnere mich an meine erste Suppenschüssel aus der Epa, eine Vollverschalung mit zwei Minimal-Lüftungsschlitzen, durch die gerade einmal eine Fruchtfliege gepasst hätte. Was mir bei hingegen wirklich Mühe bereitete war eine neue Generation Risiko-Radfahrer: die Elektrobiker. Man soll ja nicht verallgemeinern. Alle Verallgemeinerungen sind falsch (ein Zitat, zum Nachdenken, von Hirschhausen). Aber es war auffällig oder ich habe einfach nur Pech gehabt: da setzen sich überwiegend ältere Herr- und Damenschaften auf einen Sattel und geben damit zwangsläufig ihr Gleichgewicht auf, ohne sich dessen (und anderer Radler) bewusst zu sein. Gemütlich wird das Gefährt auf dem Radweg gesteuert, mal links, mal rechts, mal in der Mitte, wie es euch gefällt. Oder steuert es womöglich selber? In Döttingen kam mir aus einer Seitenstrasse eine Gruppe elektrisch unterstützter Gemütsfahrer in die Quere - von Rechtsvortritt hatten diese noch nie etwas gehört, geschweige denn von einem vorsichtigen Blick zur Strasse hin, in welche man einbiegt. Ich krallte mich an den Bremsen fest, ganz erstaunt wie ein Rennrad selbst mit blockiertem Vorder- und Hinterrad am Boden kleben bleibt, und erntete nur missmutige Blicke. Glück gehabt. Ich glaube, ich kaufe mir im Veloplus diese chinesische Riesenglocke oder eines dieser Fan-Hup-Hörner. Oder einen starken Magneten, der den Flyers in meinem Umkreis den Strom abstellt. "Higher" wäre auch eine gute Produktbezeichnung, denn nur high fährt man so unbeholfen.


Warum ich nicht reiten wolle fragten mich nach der Rückkehr unsere pferdebegeisterten Mädchen. Weil ich ein Velo entschieden mehr liebe als ein Pferd. Es fährt, wenn man drauf sitzt - dahin, wo ich will. Man muss es nicht füttern und nicht striegeln. Es bockt nicht und hat keine Launen. Aber manchmal, wenn ich ein Elektrovelo sehe, dann denke ich: Laufen ist halt schon schön und schön einfach.





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